Sonntag, 31. Oktober 2010

Warum die Bewertung von Lieferanten Teil des Qualitätsmanagements sein muss

Die Norm zur Wertschöpfungspartnerschaft

Wer via Internet einkauft, kann seinen Händler beurteilen, kann ihm gute oder schlechte Zensuren erteilen, Punkte und Smilies vergeben. Hotelgäste machen ihrem berechtigten oder vermeintlichen Ärger über mangelnde Servicequalität mit Postings und Rankings Luft. Sie befüllen Internetforen mit ihren Erfahrungsberichten. Dass inzwischen auch Hotels beginnen, ihre Gäste und deren Benehmen zu beurteilen, scheint die logische Folge.

Beurteilungen von Lieferanten sind also scheinbar der neue Trend. Aber für Unternehmen ist das schon seit langem selbstverständlich. Vor allem dann, wenn ein zertifiziertes Qualitätsmanagement etabliert wurde. Denn, einfach ausgedrückt: Wer sich selbst verpflichtet und auch nachweist, dass er – mit Fokus auf die Bedürfnisse seiner Kunden – eine gleichbleibende Qualität seiner Produkte und Dienstleistungen bietet, erwartet auch von seinen Lieferanten Zuverlässigkeit und Qualität.

In den Qualitätsmanagement-Normen der Reihe ISO 9000 spielen daher nicht nur die Kunden und deren Erwartungen eine wichtige Rolle. Auch die Lieferanten haben ihren nicht zu unterschätzenden Stellenwert und werden dort nicht zufällig als „Partner“ bezeichnet.

Worum es genau geht, erläutert ÖNORM EN ISO 9004 „Leiten und Lenken für den nachhaltigen Erfolg – ein Qualitätsmanagementansatz“. Darin heißt es ganz konkret: „Die Organisation (= Unternehmen; Anm.d.A.) und Partner sind voneinander abhängig, und eine Beziehung zum gegenseitigen Nutzen fördert ihre Fähigkeiten zur Wertschöpfung. Die Organisation sollte daher die Partnerschaft als eine spezielle Form einer Lieferantenbeziehung sehen, in der die Lieferanten sogar in das betreffende Tätigkeitsfeld der Organisation investieren und dann an den entsprechenden Gewinnen oder Verlusten beteiligt werden können.“

Zum gegenseitigen Nutzen

Zentrale Punkte dabei sind Auswahl, Evaluierung des Partners und nicht zuletzt Verbesserung seiner Leistungsfähigkeit. Was es in der Praxis heißt, Prozesse zu installieren, um Lieferanten und Partner zu ermitteln, auszuwählen und zu beurteilen; mit dem Ziel, ihre Fähigkeiten ständig zu verbessern und so sicherzustellen, dass die gelieferten Produkte oder Ressourcen den Erfordernissen und Erwartungen gerecht werden. Und eines sollte nicht vergessen werden: die mit den Beziehungen zu Lieferanten und Partnern verbundenen Risiken.

Welche konkreten Fragen das Unternehmen sich rund um Lieferantenbeziehungen sinnvoller Weise stellen sollte, bringt ÖNORM ISO 10014 auf den Punkt. In einem tabellarischen Fragebogen für eine umfassende Selbstbewertung eines Unternehmens geht es im Kapitel „Lieferantenbeziehungen zum gegenseitigen Nutzen“ auch darum, ob eine funktionierende Kommunikation mit Lieferanten besteht und Informationen über künftige Entwicklungen gegeben werden, ob Beziehungen geschaffen werden, die kurzfristige Gewinne mit langfristigen Überlegungen in Einklang bringen und vieles mehr.

Fragen über Fragen, die aber für die Beziehung eines Unternehmens zu seinen Lieferanten entscheidend sind. Denn deren Zuverlässigkeit, Termintreue und die Qualität der gelieferten Produkte sind ausschlaggebend für den Unternehmenserfolg. Lieferantenbeurteilungen sind ein wichtiger Baustein in einem umfassenden Qualitätsmanagement.
(Dr. Johannes Stern, Leiter der Pressearbeit des österreichischen Normungsinstituts)
Quelle: SOLID

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