„Was die sich wieder ausgedacht haben“ oder „Typisch grüner Tisch“ heißt es immer wieder, wenn die Medien sich publikumswirksam auf einen Standard eingeschossen haben. So war das Aufatmen groß, als 2008 die EU die Norm für den Krümmungsgrad der Gurke aufhob, was sogar als Einstieg in die Entbürokratisierung gefeiert wurde.
Als differenzierter Betrachter galt schon, wer argumentierte, dass die Vorgabe von Normen für landwirtschaftliche Produkte ggf. auch Verschwendung bedeutet. Lebensmittel, welche die Norm nicht erfüllten, wurden entsorgt oder zu Biorohstoffen degradiert. Dass die Normung einen Sinn hatte, nämlich die Verpackungen zu standardisieren, damit die Logistik zu vereinfachen, den Transport ökonomisch und ökologisch zu optimieren, ist kaum diskutiert worden. Normen gelten in einer auf „young performer“ ausgerichteten Medienwelt bestenfalls als langweilig, wenn nicht als lebensfeindlich. Wer auf pauschale Normenfeindlichkeit mit der Frage nach der im Büro verwendeten Papiergröße reagiert, hört stets ein „A4 - wieso?“. Dass der B4 Umschlag dazu passt wird nachvollzogen, auch der Drucker, aber –aha- die Transportkiste der Post, die Zustellertasche und der Briefschlitz in der Tür?
Normen schaffen so viel Vertrauen, dass sie selbst damit gar nicht mehr in Verbindung gebracht werden. Wer macht sich schon Gedanken, wenn er mit seinem 1,5 t PKW über einen Kanaldeckel fährt? Die Belehrung über die Druckflasche an der Tauchbasis im Urlaub ist selbstverständlich? Haller Straße und Hallerstraße sind ein Unterschied? Dass der gesamte Baumarkteinkauf zu Hause passt, wird vorausgesetzt. An welche Stelle der alphabetischen Rednerliste Freiherr Dr. von Zitzewitz gehört muss allerdings oft noch diskutiert werden. Die Klagen von Fahrern eines Spitfire oder einer Pan-Head über Ärger mit zölligem Werkzeug gehören zu deren exotischer Folklore. „Was hat das mit Normung zu tun? Aber bevor wir weiterreden, kannst du mir mal das Ladegerät für’s Mobiltelefon leihen?“
Na, dann …(kb)
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