Sonntag, 20. Juni 2010

Toyota fährt trotz Rückruf-Debakels Gewinne ein

Von Nikolaus Doll 12. Mai 2010, 04:00 Uhr


Tokio - Weltmarktführer Toyota will mit einem neuen Qualitätsmanagement verlorenes Terrain gutmachen. "Wir gehen künftig beim Thema Qualität neue Wege", sagte Toyota-Deutschlandchef Alain Uyttenhoven der WELT. Die Verantwortung für Qualität in der Produktion wird dezentralisiert, die operativen Einheiten bekommen mehr Befugnisse.

Konzernchef Akio Toyoda hat so genannte Chief Quality Officers berufen, einen für jeden Kontinent. Diese sollen die Interessen ihrer Märkte und Kunden bei Toyota vertreten. Für Europa hat Didier Leroy, Executive Vice-President Toyota Motor Europe, diese Aufgabe übernommen. "Die Qualitätsmanager sollen in ihrer jeweiligen Region schneller reagieren können und auf die Bremse treten, wenn es Probleme gibt", sagte ein hochrangiger Toyota-Manager. "Bislang waren alle entscheidenden Stellen ausschließlich in Japan angesiedelt, dort lag die absolute Entwicklungshoheit."
Als Ursache für die Qualitätsprobleme Toyotas gilt unter anderem das rasante Wachstums des Konzerns in den vergangenen Jahren und die Tatsache, dass der Automobilhersteller weiterhin wichtige Entscheidung für alle Regionen zentral in Japan fällte.

Toyota hatte in den vergangenen Monaten eine in der Automobilgeschichte beispiellose Serie von Rückruf-Aktionen starten müssen. Ursache waren unter anderem Probleme mit klemmenden Gaspedalen, rutschenden Fußmatten und ruckenden Bremsen. Weltweit musste Toyota 8,5 Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten rufen - mehr als der Konzern in einem Jahr verkauft. Die Aktionen haben dem Ruf des für seine zuverlässigen und erschwinglichen Wagen berühmten Autobauers schwer geschadet.

Die fünf Chief Quality Officers gehören zur Top-30 der Toyota-Hierarchie. Gemeinsam sollen sie dafür sorgen, dass der Qualitätsstandard von Toyota verbessert wird. "Aber das ist keine schnelle Lösung. Es geht darum ein gutes System zu verbessern", sagt Uyttenhoven.

Die Massenrückrufe hat der Konzern überraschend gut weggesteckt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr ist Toyota in die Gewinnzone zurückgekehrt. Im Geschäftsjahr 2009/2010 (endet im März) hat der Konzern einen Betriebsgewinn von 147,5 Mrd. Yen eingefahren nach einem Vorjahresverlust von 461 Mrd. Yen (1,2 Mrd. Euro). Der Nettogewinn betrug 209,4 Mrd. Yen (1,6 Mrd. Euro) nach einem Verlust von 437 Mrd. Yen.

Damit übertraf der Konzern deutlich die Erwartungen der Analysten. Offenbar haben Toyota mehr Kunden die Treue gehalten, als gedacht. "Zwei Drittel unserer Kunden sind loyal. Die kommen immer wieder und haben sich durch die Rückrufaktionen nicht verunsichern lassen", sagt Manager Uyttenhoven für den deutschen Markt. "Aber beim letzten Drittel, das immer wieder neu erobert werden muss, gab es auf dem Höhepunkt der Krise doch einige, die gesagt haben, wir warten mit dem Kauf eines Toyota erst mal ab."

Doch es droht bereits neuer Ärger. Die US-Verkehrsbehörde geht seit Montag der Frage nach, ob Toyota 2005 Kleinlaster vom Typ "Hilux" wegen Problemen mit der Steuersäule rechtzeitig in US-Werkstätten zurückgerufen habe. Die Schwierigkeiten waren bereits 2004 in Japan aufgetreten, und Toyota hatte damals erklärt, das betreffe nur die im Heimatland des Herstellers verkauften Fahrzeuge.

Quelle: WELT ONLINE

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