Sonntag, 15. April 2012

Schlank? Sogar Vollschlank!

Von Toyota kann man viel lernen. Vielleicht nicht gerade im Bereich „Wechselwirkungen der Prozesse“ (man denke an die hängenden Gaspedale aus verschiedenen Werkstoffen, die je nach Klima hakten oder nicht) oder alternative Antriebe (es sei denn, man hält das dauernde Mitschleppen von einigen Zentnern Mehrgewicht beim Hybridantrieb für ökologisch wertvoll). Aber seit in der 80ern Prof. Kamiske, damals noch Q-Leiter bei VW, bei Toyota auf seine Frage wo die Abteilung Qualitätssicherung angesiedelt sei, erst auf Unverständnis für die Frage stieß und dann als Antwort ein Organigramm mit der Gesamtorganisation überreicht bekam, hat sich (im Westen) einiges getan. Ob Auto- oder Baumaschinenindustrie, überall stößt man auf ein „XY-Produktionssystem“. Mal wird offen über die Anleihen bei Toyota diskutiert, mal werden sie erst auf Nachfrage sichtbar. Schnell wird auch deutlich, ob es sich bei den Adaptionen um Lean-Management, Lean-Production oder nur Lean-Manufacturing handelt (Lean-Administration rückt erst langsam in den Fokus, Lean-Führung lässt noch auf sich warten). Oft werden auch nur einzelne Methoden aus dem Lean-Baukasten angewendet und je nach Führungskultur wissen die Werker kaum noch, ob mit „Lean“ nun doch Kai-Zen gemeint ist oder die gerade überstandene Flut an SixSigma-Projekten. Manches Mal wird ein neuer Wind, den eine neue Mannschaft mitbringt, auch von neuem Vokabular begleitet. Schlimmstenfalls bildet sich aber eine Doppelstruktur heraus, die Lean-Anstrengungen werden an der Linie oft mit voller Unterstützung der obersten Leitung vorangetrieben (weil es sich ja rechnet). Qualitäter, die sich das ausschließlich von der Dokumenten- und Zertifizierungsecke her ansehen, könnten bald als „systembefriedigende Blindleistung“ angesehen werden. Wie es überflüssig empfundenen Pfunden dann so geht, bei der nächsten „Schlankheitskur“ wären sie fällig. Wer mit „Prozess“ nicht bloß das Schwimmbahn-Bild im Intranet meint, sondern den tatsächlichen Strom der Wertschöpfung, hat gute Chancen, sein QM-System mit Lean-Methoden fit zu machen und den Nachweis der Sinnhaftigkeit zu erbringen. In Ihrer Dokumentation nach ISO 9001 lassen sich bestimmt schon Entsprechungen für 5S, Andon, Pokayoke, Ishikawa usw. finden. Wie bei körperlicher Fitness darf bei Unternehmensfitness nicht ungestraft darauf gewartet werden, dass Andere das schon umsetzen werden. Na dann …(kb)

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